Die aktuelle Nachhaltigkeitsbewertung in Unternehmen ist eine komplexe Angelegenheit. Es mangelt an Transparenz und Vergleichbarkeit. Das Projektteam von mitwirken.at arbeitet an einer Plattform zur übergeordneten Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen. Es wird kein neuer Standard geschaffen. Stattdessen baut die Plattform auf bestehenden Bewertungsmethoden und -indikatoren auf.
Unternehmen profitieren in vielerlei Hinsicht: von neuen Möglichkeiten zur Stakeholder-Einbindung, von einem unterstützenden Netzwerk und der gesteigerten Sichtbarkeit als nachhaltige Organisation.
In 7 interaktiven Workshops wurden bis Mitte Juni 2022 gemeinsam die Rahmenbedingungen für den Nachhaltigkeits-Index erarbeitet. Interessierten Unternehmen und CSR-Expert:innen konnten die neue Bewertungsplattform so mitgestalten, damit sie die eigene Organisation bei den Herausforderungen nachhaltiger Unternehmensführung unterstützt. Darüber hinaus lebt das Projekt von Nachhaltigkeits-Interessierten, CSR-Expert:innen und Vorreiterunternehmen, die das Projekt durch eigenes Mitwirken und Sponsoring fördern.
Die Verflechtung von Finanzmärkten und Nachhaltigkeit ist durch Ratingverfahren und die EU-Taxonomie so dicht wie nie zuvor. Die Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen stellt damit schon längst ein Finanzierungskriterium dar. Daher wurden wichtige Informationen aus den Bereichen Green Finance und Investment in einem interaktiven Workshop zusammengetragen, die der Nachhaltigkeits-Index berücksichtigen muss.
Die Teilnehmer:innen befassten sich während des Events mit den folgenden Fragen:
- Auf welche Daten kann und soll der Nachhaltigkeits-Index zurückgreifen?
- Welche sind die wesentlichsten Instrumente und Kennzahlen?
- Wie können diese in den Nachhaltigkeits-Index einfließen?
Green Finance: Die 3 wichtigsten Erkenntnisse auf einem Blick
1) Aussagekraft von Produktlabels
Im Finanzsektor gibt es zum Thema Nachhaltigkeit viel Bewegung. Neben der Offenlegungsverordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) sind auch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) oder die EU-Taxonomy in aller Munde.
Für die Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen sind aber nicht nur bestehende und geplante Regelwerke wesentlich. Auch anerkannte Gütesiegel haben eine gewisse Aussagekraft. Wie die Richtlinie UZ 49 (Umweltzeichen für Finanzprodukte) beziehen sich auch andere Gütesiegel lediglich auf einzelne Produkte oder Services, nicht aber auf das gesamte Unternehmen. Dies muss das Bewertungssystem der zukünftigen Plattform berücksichtigen.
Im ersten Schritt könnten diese Produktlabels Einfluss auf die Bewertungskriterien nehmen. Auf längere Hinsicht könnte der Anteil nachweislich nachhaltiger Produkte und Services als Kennzahl zur Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen herangezogen werden.
2) Aussagekraft von Ratings durch Ratingagenturen
Neben Gütesiegeln, ISO 140001 oder EMAS Zertifizierungen enthalten auch Ratingergebnisse aussagekräftige Informationen über die Nachhaltigkeit in Unternehmen. Dabei gibt es verschiedene Aspekte zu beachten. Denn die Ergebnisse verschiedener Ratingagenturen wie MSCI, ISS ESG, Sustainalytics, IMUG oder rfu sind nicht eins zu eins miteinander vergleichbar. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Konzepten, nach der die Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen erfolgt.
Das bedeutet für das Projekt, dass der Algorithmus der Plattform bestehende Ratings mit unterschiedlicher Gewichtung berücksichtigen sollte. Nämlich immer in Abhängigkeit von und im Abgleich mit den Kriterien, die für die Plattform erarbeitet wurden und zum jeweiligen Zeitpunkt gelten.
3) Potenziale in der gemeinsamen Zielsetzung mit Banken
Banken sind dazu aufgefordert, im Zuge von Finanzierungsvorhaben sich zunächst ein Bild von der Nachhaltigkeit in Unternehmen zu machen. Damit haben sie einerseits besonders tiefe Einblicke in die gelebte Nachhaltigkeit. Andererseits sind Banken aber auch auf Informationen angewiesen, um der Verpflichtung nachzukommen. Beides birgt Potenziale für den Nachhaltigkeits-Index und unterstreicht die Wichtigkeit des Projektes, die Nachhaltigkeit von Organisationen transparent und vergleichbar zu machen. Erste Vorhaben zur gemeinsamen Datenerhebung und Datenverwaltung sind bereits gestartet.
Wir danken allen Beteiligten für das wertvolle Mitwirken!
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