Das erste Arbeitspaket (AP1) des Projektes ist beinahe abgeschlossen. Damit ist es an der Zeit, die bisherigen Ergebnisse mit Stakeholdern wie der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) zu reflektieren und das Projekt voranzutreiben. Ein erster Workshop mit Freiwilligen der GWÖ bot am 18.01.2022 den optimalen Rahmen, um die Erkenntnisse vorzustellen, gemeinsam zu hinterfragen und weitere Punkte zu ergänzen.
Mitwirken.at hat sich dem Ziel verschrieben, Nachhaltigkeit für alle transparent und messbar zu machen. Im Dschungel der vielen Bewertungsmöglichkeiten ist es für Gesellschaft und Organisationen nur schwer zu erkennen, ob ein Unternehmen tatsächlich nachhaltig ist. Hier setzt der Nachhaltigkeits-Index an, der für Transparenz und Vergleichbarkeit sorgen soll. Und das ganz unabhängig von dem Regelwerk, nach dem das Unternehmen bewertet oder zertifiziert wurde. Das Projekt ist als Multistakeholder-Initiative konzipiert, weshalb die Ergebnisse laufend mit unterschiedlichen Stakeholdern reflektiert und ergänzt werden.
Bleib informiert und sei dabei: Nachhaltigkseitsinteressierte, CSR-ExpertInnen und Unternehmen sind dazu eingeladen, den Nachhaltigskeits-Index von morgen mitzugestalten. Jetzt mehr erfahren
„State-of-the-Art“-Nachhaltigkeit: Ergebnisse aus AP1 kurz und knapp
In AP1 widmete sich das Mitwirken-Team den aktuellen Bewertungskriterien und Reporting-Ansätzen für Nachhaltigkeit in Organisationen. Die folgenden Arbeitsschritte dienten als wichtige Wegweiser, um die aktuelle Nachhaltigkeitsbewertung zu erfassen und nach ausgewählten Kriterien zu analysieren. Die Ergebnisse wurden im Zuge des Workshops vorgestellt:
1. Schritt: Bestandsaufnahme und Analyse aktueller Regelwerke
Das Mitwirken-Team hat gängige Regelwerke, darunter Standards, Bewertungssysteme und Orientierungshilfen für die Nachhaltigkeit in Organisationen gesammelt. Von den 52 erfassten Regelwerken wurden 38 nach verschiedenen Kriterien analysiert. Die Ergebnisse umfassen relevante Nachhaltigkeitskriterien pro Regelwerk, aber auch Anwendungsbereiche und ihre Verbreitung.
2. Schritt: Analyseergebnisse – 5 Trends der Nachhaltigkeit
Die Analysen der Regelwerke deckten auf, wo die Nachhaltigkeitsbewertung zum jetzigen Zeitpunkt steht. Die Ergebnisse deuten auf 5 wesentliche Entwicklungen hin, die bei der Bewertung von Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen:
- Stärkere Forderung zur Integration von CSR: Nachhaltigkeit soll ein fester Bestandteil einer Organisation und im Kerngeschäft verankert sein.
- Zunehmende Wirkungsorientierung: Nachhaltigkeit wird als Wirkungsmanagement unternehmerischer Tätigkeit verstanden.
- Mehr Fokus auf „Do Good“: „Do not Harm“ reicht nicht mehr aus.
- Steigender Anspruch an Stakeholder-Einbindung: Interessensgruppen sollen noch stärker einbezogen werden – bis hin zur freiwilligen Mitarbeit.
- Zunahme der verpflichtenden Berichterstattung: Die Berichtspflicht für nichtfinanzielle Indikatoren nimmt laufend zu.
3. Schritt: Kategorien für die Bewertung
In der Analyse wurden nicht nur Trends in der Entwicklung der aktuellen Nachhaltigkeitsbewertung aufgedeckt, sondern auch Kriterien für die Bewertung erarbeitet. Daraus ergeben sich die folgenden Ebenen:
- Haltungsebene: Intention unternehmerischer Tätigkeit und Grad der Integration von Nachhaltigkeit in der Organisation.
- Handlungsebene: messbare Wirkungen auf Umwelt und Gesellschaft.
- Reflexionsebene: Offenheit und Bereitschaft zur Veränderung einer Organisation.
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5 wesentliche Ergebnisse des Workshops mit der GWÖ
Die 3 Schritte und Ergebnisse aus AP1 wurden den Teilnehmenden der GWÖ im Workshop präsentiert und vorgestellt. Aus der Diskussion ging wertvoller Input hervor, wie die folgenden Punkte zeigen:
1) Breite Zustimmung zu den Arbeitsergebnissen
Die Teilnehmenden stimmten den präsentierten Resultaten aus AP1 zu. Dies gilt sowohl für den Umfang der analysierten Regelwerke als auch für die 8 Punkte, die sich aus den 5 Trends der Nachhaltigkeit und den 3 Bewertungsebenen ergeben.
2) Handlungsebene wird als Schwerpunkt betrachtet
In Bezug auf die Bewertungskriterien liegt der Schwerpunkt auf der Handlungsebene. Die Haltungs- und Reflexionsebene sind zwar nicht zu vernachlässigen, allerdings wurden Bedenken zur Messbarkeit zurückgemeldet. Damit geht die Gefahr von Greenwashing und geschönten Marketing-Texten in Nachhaltigkeitsberichten einher, die keinesfalls zur Transparenz beitragen.
3) TOP 3 Erfolgskriterien – Umfrageergebnisse zur Plattform
Die Teilnehmenden nahmen im Zuge des Workshops an einer Umfrage teil. Sie wurden gebeten, die 3 wichtigsten Erfolgskriterien für den Nachhaltigkeits-Index zu bestimmen. Als wesentlich erachtete die Gruppe die folgenden Punkte:
- Die Ergebnisse zur Nachhaltigkeitsbewertung sind für alle zugänglich (55 %)
- Die Entwicklung und Weiterentwicklung der Plattform erfolgen partizipativ (45%)
- Alle Stakeholder können mitbewerten (45%)
4) Qualitätssicherung bei der Bewertung durch Stakeholder
Nach Einschätzung der Gruppe müssen Bewertungen einer Qualitätskontrolle unterliegen. Dennoch sollte die Option zur Bewertung allen Stakeholdern offensteht. Werden die Befindlichkeiten, das Wissen und die Meinungen getrennt abgefragt, schafft dies neue Interpretationsmöglichkeiten für die Bewertung von Nachhaltigkeit.
5) Gewichtung ist notwendig für Branchenvergleich
Die Unternehmenslandschaft ist sehr vielschichtig. Nicht alle Kriterien passen zu jeder Branche. Daher ist es zielführend, wenn pro Branche unterschiedliche Gewichtungen zu tragen kommen. Nur so können Unternehmen innerhalb einer Branche verglichen werden. Andere Organisationen (z. B. Bildungseinrichtungen) sollten neben Unternehmen erfasst werden können.
Die nächsten Schritte: Bewertung bestehender Standards
Auf Basis der Workshop-Ergebnisse ist wichtig festzustellen, wie bestehende Standards (GW-Bilanz, bCorp etc.) in die 8 Punkte einzahlen. Sie sollten daher in einem nächsten Schritt hinsichtlich dieser Kriterien analysiert werden. Das ist der nächste gemeinsame Schritt mit der GWÖ.