Die 7 Anforderungen an den Nachhaltigkeits-Index – das Resumé der Workshopreihe

In 7 interaktiven Workshops wurden bis Mitte Juni 2022 die Rahmenbedingungen für den Nachhaltigkeits-Index gemeinsam erarbeitet. Unternehmen, CSR-Expert:innen und Nachhaltigkeits-Interessierte konnten so die Anforderungen an die neue Bewertungsplattform mitgestalten. Sie alle bilden unsere Stakeholder-Community, die es in den Erstellungsprozess einzubinden galt.

Workshopreihe Pionier:innen der Nachhaltigkeit: Anforderungen an die Bewertungsplattform

Nach dem Auftakt am 24.03.2022 widmeten wir uns gemeinsam mit unseren Stakeholdern in sieben Workshops den folgenden Fragen:

1) Sichtbarkeit von Vorreiterunternehmen

Welche Formen der Sichtbarkeit brauchen österreichische Vorreiterunternehmen im Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitsindex? Zu den Workshop-Ergebnissen

Inklusive Interview mit Dr. Harald Hauke (ARA, AGR).

2) Transparenz versus Vertraulichkeit

Wie lassen sich Nachhaltigkeit oder Unnachhaltigkeit erkennen und wie können die Transparenz und Verschwiegenheit der Unternehmen abgebildet werden? Zu den Workshop-Ergebnissen

Mit Impulsen zum Thema von Andrea Nowak-Mann der Gewista Werbegesellschaft mbH

3) Klimaschutz

Was macht “gute” Klimareportings und Klimaperformance aus und wie kann man Greenwashing vermeiden? Zu den Workshop-Ergebnissen

Mit Impulsvortrag von Georg Rogl (EY) zur Klimaperformance in Unternehmen.

4) Stakeholder-Einbindung

Worin bestehen die Chancen organisationsübergreifender Stakeholder-Einbindung und wie kann die Bewertungsplattform die Einbindung unterstützen? Zu den Workshop-Ergebnissen

Inklusive Impulsvortrag von Ina Pfneiszl von Schachinger Logistik GmbH.

5) Green Finance

Welche Kennzahlen und Daten gibt es und wie können bzw. sollen diese in den Nachhaltigkeits-Index einfließen? Mit Impulsvorträgen von Vertreter:innen der VBV-Vorsorgekasse. Zu den Workshop-Ergebnissen

6) ESG Berichterstattung

Wie können ESG-Reportings in die Bewertung einfließen und wie werden Unternehmen behandelt, die bisher keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellen? Mit Interview mit Andrea Sihn-Weber der Raiffeisen Nachhaltigkeits-Initiative zu bestehenden Bewertungssysteme und notwendigen Verbesserungen. Zu den Workshop-Ergebnissen

7) Einbindung der Mitarbeitenden

Welche Rollen nehmen Mitarbeitende in Sachen Nachhaltigkeit ein und welche Rahmenbedingungen müssen für eine gelungene Einbindung erfüllt werden? Mit Impulsen von Doris Palz, Great Place to Work Österreich. Zu den Workshop-Ergebnissen

 

Zusammenfassung der Workshops: 7 Erkenntnisse für den Nachhaltigkeits-Index

Nach den Workshop galt es, die Kernpunkte aus den Workshops zu konsolidieren. Die 7 Ergebnisse spiegeln die verschiedenen Anforderungen, Wünsche und Hinweise wider, die wir mit unserer Stakeholder-Community in den letzten Monaten erarbeitet haben. 

1) Darstellung als Kennzahl

Es fand sich ein breiter Konsens dazu, den Nachhaltigkeits-Index als eine finale Kennzahl abzubilden. Diese Kennzahl wird sich aus einer Vielzahl an Parametern und Kriterien zusammensetzen. Farben und Formen können sich zur Verdeutlichung und Vereinfachung als sinnvoll erweisen. Damit wird ein wesentliches Ziel des Projektes erfüllt. Denn diese Kennzahl soll in Folge auf SDG Subziel 12.6 einzahlen. Es sieht vor, dass Unternehmen nachhaltig agieren und darüber berichten sollen. Der Nachhaltigkeits-Index soll eine Messbarkeit von Subziel 12.6 ermöglichen. Warum das wichtig ist, erfährst du in den FAQ von mitwirken.

2) Meta-Rating

Der Nachhaltigkeits-Index soll zwar eine Kennzahl abbilden, aber keinen zusätzlichen Standard hervorbringen. Stattdessen müssen die aktuellen Bewertungssysteme wie zum Beispiel Ratings, Auszeichnungen oder Zertifikate in die Bewertung hineinfließen. Die Schlüsselkriterien lassen sich aus den aktuellen Regelwerken ableiten. Für die Bewertungsplattform ist eine fortlaufende Aktualisierung auf die neuesten Standards und Indikatoren notwendig. Das heißt, dass das Bewertungssystem leben muss, um ein möglichst genaues Bild davon zu erzeugen, was zum jeweiligen Zeitpunkt als nachhaltig gilt. In den Diskussionen zeigte sich, dass die Gewichtung der Kriterien einen wesentlichen Punkt darstellt, welchen es im weiteren Projektablauf genauer zu definieren gilt.

3) Gemeinsames Lernen

Die Bewertungsplattform soll möglichst alle Unternehmen listen und sie im Change Prozess unterstützen. Da Nachhaltigkeit eine tiefgehende Transformation bedeutet, muss der Nachhaltigkeits-Index den Austausch zu Herausforderungen und Lösungen fördern. Die Plattform setzt daher auf positive Pull-Effekte, indem sie Unternehmen zum Lernen und Weiterentwickeln anregt.
Die Transparenz von Organisationen spielt hier eine wichtige Rolle. Wie viele Informationen preisgegeben werden, wird sehr unterschiedlich von Unternehmen gehandhabt und ist zudem branchenabhängig. Diesen Aspekt muss die Bewertungsplattform berücksichtigen. Zum Beispiel durch die Kennzeichnung als “Non-Communication” bei hoher Verschwiegenheit oder unterschiedliche Transparenz-Level – sowohl für die Unternehmen als auch für die Bewertenden.

4) Differenzierbarkeit

In den Workshops wurde immer wieder die branchenüblichen Unterschiede erwähnt. Aber auch unabhängig von der Branche drückt sich die Nachhaltigkeit von Unternehmen sehr verschieden aus. Auch die Anforderungen der Anspruchsgruppen können auseinanderklaffen. Ein Beispiel: Während für die einen ökologische Aspekte im Vordergrund stehen, werden soziale Aspekte von den anderen als wichtiger eingestuft. Was also für die eine Person nachhaltig ist, ist für die andere Person nicht ausreichend. Daraus lässt sich die Notwendigkeit ableiten, dass die Kennzahl individualisierbar sein und die Analysen nach unterschiedlichen Kriterien zulassen muss. Die Kennzahl muss daher in Unterkategorien (CO2-Bilanz, Branche, Anzahl an Mitarbeitenden,… ) aufgesplittet und die Unternehmen entsprechend gefiltert werden können.
Eine Funktion zur Anzeige von Benchmarks und von der Veränderung der Nachhaltigkeit wurde ebenfalls gefordert. Neben all der Notwendigkeit zur Differenzierbarkeit haben die Workshops aber auch gezeigt, dass manche Kriterien für alle gelten müssen. Dazu zählt zum Beispiel die Erhebung der betrieblichen Treibhausgasemissionen Scope 1 und 2 für jedes gelistete Unternehmen. Für die Großen werden die Science-based Targets eine wichtige Rolle bei der Bewertung spielen. Die Datenqualität der einzelnen Bewertungskriterien und Parameter ist ein wichtiger Punkt im Hinblick auf die Funktionsweise und Glaubwürdigkeit der Bewertungsplattform. 

5) Stakeholder-Einbindung

Die Plattform soll den gelisteten Unternehmen Module und Lösungen anbieten, um ihre Stakeholder besser einzubinden. Damit soll sie den Diskurs auf innovative Art und Weise fördern, welcher bisher nur unzureichend funktioniert. Dafür soll der Austausch nicht nur bi-, sondern multilateral stattfinden können – zu unterschiedlichen Themen und mit verschiedenen Instrumenten, sowohl digital als auch analog. Das Einhalten von Diskursprinzipien stellt eine wichtige Grundlage dar.
Bewertungen von außen (Unternehmen und Stakeholder) sollen einer Qualitätskontrolle unterzogen werden, die einen Missbrauch in allen Richtungen vorbeugt – von Greenwashing bis hin zum Internet-Bashing. Auch zur Gewichtung gilt es Überlegungen anzustreben. Eine partizipativen Gewichtung durch die Gesellschaft erscheint als äußerst sinnvoll.

6) Gemeinsames Bild schaffen

Der Nachhaltigkeits-Index soll möglichst viele Unternehmen abbilden. Nachhaltigkeits-Berichte liefern dafür wertvolle Erkenntnisse. Doch mehr als 90 % der Unternehmen werden von keinem Bewertungssystem erfasst. Hier gilt es die Hürde zu nehmen, Fakten und Sichtweisen zur gelebten Nachhaltigkeit anderweitig einzubeziehen. Die Möglichkeiten bestehen durchaus. Die Bewertung muss dafür auf Basis informeller und informaler Aspekten geschehen – darunter fällt auch das Urteil der Stakeholder, die entsprechend ihrer Rolle unterschiedlichen Input liefern. So entsteht auf der Plattform ein lebendiger Diskurs, in welchen Dimensionen sich Nachhaltigkeit ausdrücken kann und wie sich das Verständnis darüber verändert.
In diesem Zuge lasse sich auch Perspektiven für die Plattform aufzeigen, die in den Workshops erarbeitet wurden. So zum Beispiel die Möglichkeit einer “Berichterstattung Light” durch einen Fragebogen für alle Unternehmen oder die Abbildung von Sustainable Value Networks und Collective Actions. Damit Unternehmen in Peergroups organisationsübergreifend arbeiten können, muss die Plattform Impulse zu Kollaboration setzen und den virtuellen Raum technisch abbilden. 

7) Anforderungen an das Geschäftsmodell

Die Bewertungsplattform soll ich als Endprodukt wirtschaftlich erhalten können, aber nicht profitorientiert sein. Basisleistungen werden kostenfrei angeboten, wie auch der Zugang für alle Nutzer:innen. Unternehmen haben die Möglichkeit, für sie interessante Zusatzleistungen zu buchen. Weitere Schritte zur Internationalisierung der Plattform sind in Planung.

 

Wir danken allen Mitwirkenden, die im Rahmen der Workshops, Arbeitsgruppen und in Ihrer Rolle als Beirat das Projekt mitgestalten. Auch weiterhin lebt mitwirken.at von Nachhaltigkeits-Interessierten, CSR-Expert:innen und Vorreiterunternehmen, die das Projekt durch eigenes Mitwirken und Sponsoring fördern.

Du möchtest auch zur Entwicklung der Bewertungsplattform beitragen?

Dann informiere dich jetzt, auf welche Weise du unser Projekt unterstützen kannst.

 

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